Rückblick “Social Responsibility Talk”: Society meets Industry

Am 12. November fand im Palais Niederösterreich der Circular Economy Summit 2024 statt.

Der von BioBASE organisierte Summit hatte zum Ziel, die Perspektiven von zirkulärem Wirtschaften für die kohlenstoffbasierte Güterproduktion aufzuzeigen, um dadurch einen wesentlichen Beitrag zu Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zu leisten.

Maria Langsenlehner, Expertin für Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftstransformation im Umweltdachverband, nahm am „Social Responsibility Talk“ teil. Thema des Gesprächs war die Defossilisierung des Wirtschaftssystems, bei der Industrie (Vorreiterrolle) und Gesellschaft (Verhaltensänderungen und Akzeptanz für die heimische Güterproduktion) wichtige Rollen übernehmen. Mit Maria Langsenlehner saßen außerdem CEO der Heinzel Holding GmbH Sebastian Heinzel und Geschäftsführer der IG Windkraft, Florian Maringer, am Panel.

Fazit aus der Perspektive der Kreislaufwirtschaftsexpertin:

Eine zirkuläre Kohlenstoffwirtschaft kann ein wichtiger Baustein für die Erreichung von Klimazielen und Kreislaufwirtschaftszielen sein, weil sie Chancen bietet, die Nutzung und Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren. Andere kohlenstoffhaltige Materialien, wie Biomasse, gewinnen für die Herstellung von Produkten immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass Substitution nicht die alleinige Lösung sein kann.

Wenn wir die Natur für die Energieproduktion und stofflich für die Herstellung von Produkten intensiver nutzen, verstärkt dies die Flächenkonkurrenz, z. B. zwischen Nahrungsmittelproduktion und industrieller Produktion auf landwirtschaftlichen Flächen. Denn neben wertvollen Nutzpflanzen zur Lebensmittel- und Futterproduktion werden auf landwirtschaftlichen Flächen vermehrt Industriepflanzen, wie Kartoffeln, Mais, Weizen und Zuckerrüben angebaut, um beispielsweise biobasierte Kunststoffe zu erzeugen. Außerdem entsteht ein Spannungsfeld zwischen der energetischen und stofflichen Biomassenutzung und dem Naturschutz.

Daher ist wichtig, neben der Substitution von fossilen auf nachwachsenden Rohstoffen, vor allen Dingen auf Suffizienz zu setzen. Eine auf Suffizienz ausgerichtete Wirtschaft bedeutet weniger und anders zu konsumieren. Das IPCC forderte 2022 Suffizienzmaßnahmen, die die Nachfrageseite, sprich den Konsum, adressieren. Laut IPCC reicht der bloße Fokus auf Effizienz und Technologie nicht aus, um Treibhausgasemissionen im notwendigen Ausmaß zu senken.  

Neben Produktionsmustern gilt es also auch Konsummuster zu ändern. Der klassische Ansatz setzt am Individuum an und zielt auf Verhaltensänderung ab – ein Beispiel dafür ist die EU-Richtlinie „Green Claims“. Die Richtline fokussiert auf eine verbesserte Produktkennzeichnung in Bezug auf Umweltaussagen, um Konsument:innen eine fundiertere Kaufentscheidungen zu ermöglichen. Auch wenn dies auf EU-Ebene wichtige Entwicklungen sind, muss das Thema Konsum noch stärker auf die gesamtheitlichen Strukturen gelenkt werden – denn die Verantwortung für den Wandel kann und darf nicht ausschließlich auf den Schultern der Konsument:innen liegen. Auf viele Konsumentscheidungen des Alltags haben Bürger:innen keinen unmittelbaren Einfluss, wie etwa beim Wohnen (Bsp.: Energiemix der Fernwärme, Sanierung des Wohngebäudes) oder der Mobilität (Bsp.: sichere Radinfrastruktur, Vorhandensein von öffentlichen Verkehrsmittel, Carsharinangebot in Wohnnähe). Gerade die Bereiche Wohnen und Mobiltäten zählen zu den energie-bzw. ressourcenintensivsten.

Abschließend kann also gesagt werden, dass der Fokus stärker auf institutionelle, infrastrukturelle und rechtliche Rahmenbedingungen gelegt werden muss, damit sozial-gerechte und ökologisch-nachhaltige Lebensstile und Produktionsmuster zur Norm werden.