Nachlese zum Policy Workshop „Weniger ist mehr – Praxisorientierte Suffizienzpolitik“

Am 5.5.2025 fand der Policy Workshop „Weniger ist mehr – Praxisorientierte Suffizienpolitik“ statt, der sich an Mitarbeiter:innen der Verwaltung aller Ebenen sowie Entscheidungsträger:innen richtete. Im Rahmen des Workshops wurden die Themen Suffizienz und Suffizienzpolitik vorgestellt sowie Praxisbeispiele zur Umsetzung von Suffizienz in Österreich präsentiert: Im interaktiven Teil des Workshops wurde die Umsetzung von Suffizienzpolitik in Bezug auf die dabei bestehenden Hürden, mögliche Zusammenarbeit und nächste Schritte diskutiert.

Caroline Krecké (ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung) stellte die konzeptionellen Grundlagen der Suffizienz vor: ein gutes Leben im Rahmen planetarer Obergrenzen und sozialer Untergrenzen. Sie betonte, dass Suffizienzpolitik strukturelle Veränderungen braucht, etwa durch infrastrukturelle Voraussetzungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Wandel. Zudem sind dafür Partizipation und die Abkehr von reinen Verzichtsnarrativen entscheidend.

Hanna Mayrhofer (Magistrat der Landeshauptstadt Linz) zeigte anhand des Klimaneutralitätskonzepts der Stadt Linz, wie Suffizienzmaßnahmen auf kommunaler Ebene verankert werden können. Dabei spielen vor allem die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, der Rückbau fossiler Infrastrukturen, der Ausbau der Radmobilität, die gesamtheitliche Planung von Bauprojekten und die strategische Begleitung durch Fördermittel eine entscheidende Rolle.

Alfred Mayr (Bürgermeister in St. Stefan-Afiesl) stellte den Stefansplatzerl vor, der ein gelungenes Beispiel für gelebte Suffizienz mit Bürger:innen-Beteiligung darstellt. Mit viel Eigeninitiative und genossenschaftlicher Finanzierung wurde ein multifunktionales Begegnungszentrum mit Nahversorgung geschaffen und so Leerstand und dem Mangel an öffentlicher Nahversorgung entgegengewirkt.

Guido Flatz (Verein Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung in Vorarlberg; Bürgermeister in Doren) berichtete, wie Dorfläden nicht nur die Nahversorgung im Ort sichern und damit ressourcenschonende Einkaufswege ermöglichen, sondern auch dass sie wichtige soziale Treffpunkte darstellen. Der Verein unterstützt dabei gezielt Gemeinden und stellt dabei Raumplanung als Hebel sowie Kooperation und Austausch auf allen Ebenen ins Zentrum.

Sandra Weibold (Amt der NÖ Landesregierung) stellte das Projekt „Leihen statt kaufen – Bibliothek der Dinge“ zur Etablierung eines Leihsystems von Alltagsgegenständen vor. Der dabei entwickelte Leitfaden unterstützt bei der Realisierung einer solchen Bibliothek. Erste Umsetzungen in Traiskirchen und Graz gibt es schon und Projekte in Niederösterreich werden dahingehend gefördert. Auf diese Weise werden Ressourcen geschont und die Bevölkerung sensibilisiert.

In der anschließenden Gruppenarbeit wurde in Kleingruppen zu den Hürden, Formen der Zusammenarbeit und Umsetzungsschritten diskutiert. Eine der größten Herausforderungen besteht in der fehlenden Finanzierung und der systematischen Benachteiligung Suffizienz orientierter Projekte. Diese werden oft falsch bewertet, da der langfristige Nutzen nicht einbezogen und externe Kosten konventioneller Projekte ausgeblendet werden. Hinzu kommen politische und rechtliche Barrieren (z. B. aufwendige Genehmigungsverfahren, fehlende Rechtsgrundlagen für Abfallvermeidung und Wiederverwendung) sowie mangelndes Know-how. Auch fehlen Narrative, die Suffizienz verständlich und attraktiv vermitteln.

Erfolgreiche Suffizienzstrategien erfordern breite Kooperation über Sektoren, Regionen und Verwaltungsebenen hinweg. Die Beteiligung der Bürger:innen wirkt sich positiv auf die Zustimmung aus, ebenso wie lokale Netzwerke und partizipative Plattformen. Gleichzeitig erschweren Silodenken, unklare Begrifflichkeiten und konkurrierende Interessen die Umsetzung. Suffizienz muss als Querschnittsthema verstanden werden, das kollektives Handeln und geteilte Verantwortung anstelle individueller Lösungen fördert. Konkret gilt es also, Vernetzungsaktivitäten zu dem Thema in der Verwaltung voranzutreiben, den Austausch über Abteilungen hinweg zu stärken und Silodenken aufzubrechen. Zudem spielt die nachhaltige Beschaffung eine wichtige Rolle. Auch müssen Multiplikator:innen weiter aktiviert und kleine Projekte angestoßen werden, die dann im nächsten Schritt skaliert werden können.