Arbeitsgruppen-Treffen zur Kreislaufwirtschaft in Brüssel
Einblicke in die EU-Ebene, Internationales und Regionales
Am 13. und 14. November 2024 fand die Circular Economy Working Group in Brüssel statt. Zweimal im Jahr treffen sich europäische Umwelt-NGOs unter dem Dach des European Environmental Bureau, um zur Kreislaufwirtschaft zu arbeiten. Zwei Tage lang wurden die neusten Entwicklungen im Angesicht der EU-Wahlen und der neuen EU-Kommission diskutiert sowie Einblicke in nationale Projekte gegeben.
Kreislaufwirtschaft – was Neues muss her?
Die neue EU-Kommissarin, Jessika Roswall, für Umwelt, Wasser-Resilienz und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft hat einiges vor. Ein Fokus dieser Legislaturperiode liegt auf der Erarbeitung des „Circular Economy Act“. Nach derzeitigem Wissensstand setzt sich dieser aus drei Säulen zusammen: Erstens soll mit dem Gesetz Elektroschrott in den Fokus genommen werden, um dessen Sammlung zu verbessern und dessen materielles Potential Ressourcen schonender zu nutzen. Weiterer Baustein ist die Harmonisierung des EU-Binnenmarktes sowie die Schaffung eines Marktes für Sekundärmaterialien. Dabei spielt die erweiterte Herstellerverantwortung eine wichtige Rolle sowie Abfallende-Kriterien. Sie soll in den Mitgliedstaaten vereinheitlicht werden. Das dritte Element des Gesetzes sieht die Ausarbeitung nachhaltiger Beschaffungskriterien vor.
Kreislaufwirtschaft als holistisches Konzept – Verknüpfung mit Bioökonomie?
Kommissarin Roswall nimmt nicht nur die Kreislaufwirtschaft in den Blick. Es soll auch eine neue Bioökonomiestrategie ausgearbeitet werden. Dadurch soll der nachhaltige Einsatz nachwachsender Ressourcen erhöht werden und Synergien mit der Kreislaufwirtschaft geschaffen werden. Auch nachwachsende Rohstoffe sind nicht unendlich, sodass der kaskadische Einsatz sowie die Verwendung von Sekundärrohstoffen im Vordergrund stehen muss.
„Beyond Recyling of E-Waste“ – Forschung zur Wiederverwendung von Elektrogeräten
Der zweite Tag der Arbeitsgruppe setzte den Fokus auf die Mitgliedsorganisationen des EEB. „The Restart Project“ ist ein soziales Unternehmen, dass sich für die Reparatur und die Wiederverwendung von Elektrogeräten einsetzt. Sie nahmen in einem Forschungsprojekt entsorgte Altgeräte unter die Lupe. Dabei stellte sich heraus, dass mindestens ein Drittel der Geräte, die recycelt wurden, voll einsatzfähig war. In der Realität werden aber nur kleine Mengen tatsächlich wiederverwendet. Gerade mal ein Fünftel aller Abfallentsorgungsanlagen akzeptiert kleinere Elektrogeräte für die Wiederverwendung. Die Studie gibt wichtige Einblicke in den Elektrogeräte-Markt und verdeutlicht, wie viel Potential Ressourcenverbrauch und CO2 zu reduzieren, noch nicht ausgeschöpft wird.
Ein Besuch bei Cyclup – Es gibt zu viele Kleidungsstücke
Abgerundet wurde die Arbeitsgruppe durch einen Besuch bei Cyclup, einem sozial-ökonomischen Unternehmen im Herzen Brüssels. Cyclup verbessert die Chancen für Arbeitsmarkt ferne Menschen, einen neuen Job zu finden, indem sie neue Fähigkeiten erlernen und einen geregelten Arbeitsalltag erleben. Das Unternehmen reduziert zudem Textilabfall, da sie Secondhand-Kleidung in verschiedenen Läden verkaufen, aber auch Zusatzprodukte wie Knöpfe oder Gürtelschnallen. Die Produkte sind handsortiert und werden vor Ort nach Bedarf sogar noch gewaschen und gebügelt. Um möglichst hochwertige Secondhand-Kleidung verkaufen zu können, holen sie die Kleidungsstücke nach Terminabstimmung per Fahrrad ab. Shops und Sortierräumlichkeiten zeigen sehr eindrücklich, wie dringend Überproduktion und Überkonsum im Bekleidungssektor reduziert werden müssen.
Fazit
In den nächsten fünf Jahren wird sich auf EU-Ebene im Bereich Kreislaufwirtschaft viel um Implementierung drehen. Dennoch werden auch Regularien überarbeitet und neu aufgesetzt. Hierbei ist es essenziell, dass ambitionierte Ziele verfolgt werden. Die Überarbeitung der Bioökonomiestrategie bietet einen guten Ansatzpunkt, die Themen Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie stärker miteinander zu verknüpfen und zusammenzudenken.