Abfallvermeidung im Textilsektor

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Grundsätzliches Problem der Bekleidungsindustrie und der Abfallvermeidung im Textilsektor sind die stark gestiegenen und weiterhin steigenden Produktionsmengen von Bekleidung sowie die zunehmend schlechte Qualität der Stoffe und die Konkurrenz zu Secondhand. Auch wenn ein Verbot der Vernichtung von Textilien, wie es Frankreich vorlebt, von vielen Seiten gefordert wird, müssen vor allem auch die Produktionsmengen an sich reduziert werden.

In Bezug auf Konsument:innen/ Bürger:innen stellt sich die Frage, wie diese besser befähigt werden können, ökologisch verträglicher zu konsumieren und andere Angebote wie die Reparatur und Mietservices von Kleidung zu nutzen. Dabei wird insbesondere auf bewusstseinsbildende Maßnahmen wie zum Beispiel transparentere Produktinformationen und Kampagnen gesetzt. In dem Zusammenhang kam auch die Vereinheitlichung der Öko-Labels zur Sprache. Da in Zukunft Produkte, welche langlebig, reparierbar und wiederverwendbar designt und hergestellt wurden, gefördert werden müssen, könnte dies auch bei nachhaltigerem Konsum unterstützen. Daneben wurde vielfach explizit die Aus- und Bewusstseinsbildung von Kindern und Jugendlichen diskutiert und der Bedarf von frühzeitlicher Bildung.

Die derzeitigen Marktbedingungen sind zum Nachteil von Unternehmen, die ökologisch und sozial verträglichere Bekleidung anbieten oder derzeit weniger geläufige Geschäftsmodelle verfolgen. Im Rahmen des Stakeholder-Prozesses wurde vielfach die Notwendigkeit betont, Kostenwahrheit in Bezug auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle herzustellen, längerfristige Fördermittel zur Verfügung zu stellen und anderer Erleichterungen zu etablieren.

In Bezug auf Verantwortlichkeiten haben viele Stakeholder:innen nach mehr politischer Regulation verlangt. Auch wenn teils die Verantwortung von Konsument:innen betont wurde, braucht auch diese, um sich vollends entfalten zu können, den politischen Rahmen. Allgemein wurde deutlich, dass eine stärkere Vernetzung zwischen den einzelnen Akteursgruppen notwendig und gefordert ist.

Die vollständigen Ergebnisse des Stakeholderprozesses finden sich im Working Paper Stärkung der Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung von Textilien.

Im europäischen Vergleich gaben Österreicher:innen 2018 am meisten Geld für Kleidungsstücke aus, nämlich 1.082,80 Euro pro Kopf.

Quellen

Europäische Kommission (2020): Ein neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft. Für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa.

Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union (2008): Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien.

Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union (2018): Richtlinie (EU) 2018/851 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2018 zur Änderung der Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle.

Labfresh (2020): Mode-Abfall Index.

Notten, Philippa (2020): Sustainability and Circularity in the Textile Value Chain. Nairobi, UN environment programme.

Bildquelle

voller Kleiderschrank, (c) Bondart Photopgrahpy.

Zusatzliteratur

Bernhardt, Antonia / Brandstätter Christian, Karigl Brigitte et al. (2022): Aufkommen und Behandlung von Textilabfällen in Österreich. Materialien zum Bundes-Abfallwirtschaftsplan. Wien, Umweltbundesamt GmbH.

Eunomia (2022): Driving a Circular Economy for Textiles through EPR, Bristol: Eunomia Research & Consulting Ltd.

European Commission (2022): EU Strategy for Sustainable and Circular Textiles.

Koszewska, Małgorzata (2018): Circular Economy – Challenges for the Textile and Clothing Industry.  In: AUTEX Research Journal, 18 (4).

Sharpe, S.A. / Brydges, T. / Retamal, M. / Pugh, R. / Lavanga M. (2022): Wellbeing Wardrobe, Brüssel: European Environmnetal Bureau.

Im Rahmen unseres Projektes „Kreislaufwirtschaft in Österreich stärken“ haben wir 2019-2022 einen bundesweiten Multi-Stakeholder-Prozess zur Umsetzung der geänderten Abfallrahmenrichtlinie im Textilbereich durchgeführt.

Ziel war es, die nationale Ausgestaltung der Umsetzung von EU-Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft im Rahmen eines strukturiert aufgesetzten bundesweiten Multi-Stakeholder-Prozesses zu unterstützen und damit die Kreislaufwirtschaft in Österreich zu stärken.

Im Mittelpunkt standen dabei die Vorgaben zur Stärkung der Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung von Textilien. Hierzu wurden erste Lösungsansätze für die Umsetzung entwickelt.

Ergebnisse des Stakeholderprozesses