Österreich auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft

Cover EUropainfo 2 20Österreich auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft Chancen, Herausforderungen, Strategien, AkteurInnen

In: EUropainfo, Ausgabe 02/2018

Sonderausgabe des EUropainfo-Magazins anlässlich der Auftaktveranstaltung von Circular Futures-Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich mit Beiträgen von Hugo-Maria Schally, Karin Kadenbach, Arthur ten Wolde, Michal Len, Carsten Wachholz, Harald Friedl, Ladeja Godina Košir, Iain Gulland, Laura Järvinen and Samuli Laita, Willi Haas, Rainer Pamminger, Matthias Neitsch, David Schönmayr, Ernst Gugler  und Thomas M. Kasper

Download der Sonderausgabe zur Kreislaufwirtschaft 

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Leserinnen und Leser!

geht es um die Kreislaufwirtschaft, so kommt man im deutschsprachigen Raum gerne schnell auf die Recyclingquoten zu sprechen. Kein Wunder – denn Deutschland ist in Europa mit einer Quote von 66 % Spitzenreiter beim Recycling, dicht gefolgt von Österreich mit 58 %. Kreislaufwirtschaft ist jedoch mehr als Recycling. Von der Rohstoffgewinnung über Produktdesign, Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Recycling bis zur Verwertung ist es ein ganzheitliches Konzept, das entlang der gesamten Wertschöpfungskette ansetzt und Veränderungen erfordert, die auf eine Senkung des absoluten Ressourcenverbrauchs abzielen. Ernstgemeinte Kreislaufführung geht also deutlich weiter und erfordert über verbesserte Recyclingmaßnahmen hinaus, Investitionen in Produktdesign, neue Geschäftsmodelle und verändertes VerbraucherInnenverhalten. Weitet man dementsprechend den Blick auf das Gesamtbild der Kreislaufwirtschaft, schneidet Österreich deutlich schlechter ab. Magere 9 % der heute in der österreichischen Wirtschaft eingesetzten Materialien sind zirkulär, d.h. sie wurden zuvor bereits verwendet. Bis zur veritablen Kreislaufwirtschaft ist es in Österreich daher noch ein weiter Weg.

Individuelle Verhaltensänderungen allein können die großen strukturellen Weichenstellungen, die für den Übergang von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft erforderlich sind, nicht herbeiführen. Das hat auch die Europäische Kommission erkannt und Ende 2015 in einem ersten Schritt ein Kreislaufwirtschaftspaket mit insgesamt 54 Maßnahmen vorgelegt, die den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Materialien betreffen. Hierzu gehören u. a. Vorschriften zur Produktgestaltung, zur verbesserten Kennzeichnung von Produkten oder zur Förderung der Wiederverwendung. Nun geht es darum, das Engagement der EU auch nach Österreich zu tragen und hier als Motor für lokale Entwicklungen zu nutzen. Aus gutem Grund: Wer in die Kreislaufwirtschaft investiert, investiert nicht nur in Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch in regionale Wertschöpfung und die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Mit Fokus auf Wartung, Reparatur, Wiederaufbereitung und Recycling bietet das Modell der Kreislaufwirtschaft vor allem im Dienstleistungssektor großes Potenzial für die Schaffung regionaler Arbeitsplätze. Gleichzeitig sinkt unsere Abhängigkeit von zunehmend teuren und oftmals schwankenden Rohstoffimporten durch das Halten wertvoller Rohstoffe im Kreislauf.

Pioniere wie die Niederlande, Finnland und Schottland haben das Potenzial der Kreislaufwirtschaft früh erkannt. Im Mai zog unser Nachbarstaat Slowenien nach und legte seine nationale Roadmap für die Kreislaufwirtschaft vor. VertreterInnen dieser Staaten haben bei der Auftaktveranstaltung der Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich im Frühjahr 2018 eindrucksvoll gezeigt, wie sie mit nationalen Roadmaps und Strategien die Stakeholder mobilisieren und gezielt auf Stärken der nationalen Wirtschaft aufbauen, um den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft einzuleiten. Dabei ist deutlich geworden: Das Denken in Kreisläufen und Kooperationen, der Aufbau der hierfür erforderlichen Fähigkeiten sowie Innovationen im Verhalten von VerbraucherInnen und bei HerstellerInnen erfordern gezieltes politisches Engagement. Die Einbindung, Information und Aufklärung aller AkteurInnen sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden wesentliche Faktoren einer erfolgreichen Umgestaltung sein. Nur wenn diese von allen Teilen der Gesellschaft mitgetragen wird, können wir es schaffen, den Ressourcenverbrauch auf ein umweltverträgliches Maß zu reduzieren.

Wie Engagement für die Kreislaufwirtschaft aussieht, zeigen wir mit den Beiträgen dieser Ausgabe. Zu Wort kommen u. a. die ReferentInnen der Veranstaltung „Österreich auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft“, die im Frühjahr 2018 in Wien stattfand und den Auftakt für die „Circular Futures – Plattform Kreislaufwirt- schaft Österreich“ bildete.

Viel Spaß beim Lesen! 

Mit freundlichen Grüßen

Julika Dittrich
Leitung Circular Futures - Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich

Stv. Leitung EU-Umweltbüro

Die Sonderausgabe Österreich auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft. Chancen, Herausforderungen, Strategien, AkteurInnen kann HIER als pdf heruntergeladen werden